Es war stickig und feucht. Seine Klamotten klebten bereits an seinem Körper und der Schweiß rann an seiner Stirn herab. Die drückende Hitze gepaart mit der extremen Luftfeuchtigkeit machten ihm nun doch etwas zu schaffen. Jonah wischte sich das Wasser von der Stirn und blieb einen Moment stehen, um durchzuatmen. Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen, zwei Gramm in den Joint zu packen.
Schnaufend stapfte er einen Steinplatten-Pfad entlang, quer durch das Dickicht. Von oben wuchsen Lianen, zu seinen Seiten sah er Sträucher und Farne rund herum. Weiter unten auf dem Boden sprossen bunte exotische Blumen, die mit ihrem süßlichen Duft Schmetterlinge und Insekten anlockten. Über ihm hörte er Vogelgesang in vielen Tonlagen und um ihn herum das laute Zirpen der Zikaden, monoton und gleichmäßig.
Der Weg und die Temperaturen waren anstrengend, doch diese Umgebung war es eindeutig wert. Fasziniert von all den bunten Blumen und Insekten schlenderte Jonah noch ein wenig den Weg entlang, bis er an einigen großen Bäumen angelangte. Vor einem dieser Bäume stand eine simple weiße Bank. Ihre Rückenlehne endete an einer mit Flechten überwucherten Stelle des Baumes und lud förmlich zum Verweilen ein.
Erschöpft ließ er sich darauf nieder und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Lehne und den großen Baum hinter ihm. Es war deutlich angenehmer im Schatten des Baumes. Seufzend schloss er für einen Moment seine Augen. Da hörte er in weiter Ferne eine Frauenstimme rufen. Er konnte nicht verstehen, was sie sagte, doch sie wurde zunehmend lauter. Schließlich schreckte Jonah nach oben und öffnete schlagartig seine Augen.
„Bist du wirklich gerade eingeschlafen?“ Hörte er die Stimme seiner Freundin. Eve kam lächelnd auf ihn zugelaufen und schien sich köstlich über sein spontanes Nickerchen zu amüsieren.
„Nein, nein, ich hab nur kurz meine Augen ausgeruht“, sagte Jonah und konnte sich ein herzhaftes Gähnen gerade so noch verkneifen. Man konnte ihm seine Müdigkeit dennoch deutlich an seinen tiefen Augenringen und seinem schläfrigen Blick ansehen. Doch beides hatte zur Hälfte auch mit seinem aktuellen Zustand zu tun.
Eve stand nun direkt vor ihm und streichelte seinen Kopf. „Du bist vielleicht einer“, sie lachte herzhaft, „pennst hier einfach im Tropenhaus ein. Also, ich geh mal schnell für kleine Mädchen und dann bringe ich uns was zu trinken mit.“ Sie tätschelte seine Backe und küsste ihn auf die Stirn. „Und pass auf, dass du nicht anfängst zu schnarchen. Sonst verschreckst du noch die anderen Besucher.“ Kichernd drehte sie sich herum und verschwand nach kurzer Zeit wieder im labyrinthartigen, künstlich angelegten Urwald.
Jonah lehnte sich wieder an den Baumstamm und versuchte krampfhaft seine Augen offenzuhalten. Doch schon nach wenigen Sekunden übermannte ihn wieder eine unbeschreiblich starke Müdigkeit. Seine Augenlider fiel herunter, wie kaputte Rollläden, sein Kopf kippte nach hinten weg und kam sanft auf dem mit Flechten bewachsenen Stück Rinde auf.
Als er mühsam die Augen wieder öffnete, befand er sich noch immer an der gleichen Stelle wie zuvor. Doch es war bereits wesentlich dunkler geworden. Nur ein fahles violett-bläuliches Licht erhellte seine Umgebung ein wenig.
War es inzwischen etwa Nacht geworden und Eve hatte ihn im Tropenhaus einfach vergessen? Nein, das konnte nicht sein.
Er vermutete eher wieder Mr. Haze hinter diesen Umständen.
Aus der Ferne hinter dem dichten grünen Urwald hörte er bereits sein schallendes Lachen. Doch da waren noch zwei weitere Stimmen. Rau und donnernd hallte ihr Gelächter durch das Dickicht.
Neugierig stand Jonah von seinem Platz auf und ging in Richtung der Stimmen. Zwischen den langen Farnen, Blättern und Sträuchern entdeckte er einen schmalen grob gepflasterten Weg. Aus dieser Richtung schien auch das Licht zu kommen. Mutig stapfte er den Pfad entlang, tief hinein in das violett-grüne Meer aus Pflanzen.
"Und er sagt noch 'Ich bin abgehärtet, dein Zeug haut mich nicht um'. Twentyfour seconds later, he’s lying flat on the ground sleeping!" Mr. Haze klatschte sich amüsiert auf seinen Oberschenkel.
"Yeah, nice, du bist doch immer noch the best." hörte Jonah eine der anderen Stimmen. "Ja man, Mr. Haze knows how to Amaze. Er hat den krassen Scheiß, hahaha!" gesellte sich die zweite unbekannte Stimme hinzu.
Jonah lehnte sich nach vorn und schob die Blätter und Zweige beiseite. Versehentlich brach er einen der Zweige ab und ein lautes Knacken übertönte das heitere Gelächter des Trios.
"Who’s there?! Komm raus und zeig dich, yeah!" hörte Jonah eine der fremden Stimmen rufen. "Ja man, kein Zutritt für Unbefugte!" pflichtete die andere ihr bei.
Ein lautes Fauchen und Klirren von Metall schoss auf ihn zu. Mit einem Ruck wurde das Dickicht auseinandergerissen und raubte Jonah jegliche Deckung.
Vier glühende Augen starrten ihn an. Sie gehörten zu zwei drachenähnlichen Köpfen mit langen Hälsen, behangen mit Schmuck und Juwelen. Auf ihren Häuptern thronte jeweils eine prunkvolle Krone. Doch so majestätisch ihr Äußeres auch erschien, jagten sie Jonah eine Heidenangst ein. Laut klapperten sie mit ihren Zähnen gegeneinander.
"It’s alright, dudes. Der junge Mann darf hier sein. I invited him und wie immer bist du auch gekommen, Jonah, my friend." Mit einem breiten Grinsen auf den Wangen tauchte Mr. Haze Amaze zwischen den zwei Gestalten auf und drückte ihre Schnauzen mit bloßen Händen zusammen. „I’m sorry, die zwei können manchmal echt unmöglich sein. Aufgeschreckt wie zwei dämliche Wachhunde.“ Er ließ die Mäuler der Kreaturen los und gab beiden einen Klaps auf den Hinterkopf, dass ihr Schmuck zu klirren begann.
„Yeah, I’m sorry, too.“ grummelte eines der Wesen. „Ja man, tut uns leid, wir wollten dich nicht erschrecken, man.“ Die Drachenköpfe neigten sich beschämt zu Boden. Jonah war vor Schreck auf den Boden gefallen, wo er auch jetzt noch saß und die beiden Kreaturen ungläubig betrachtete. Dann wanderte sein Blick zu Mr. Haze und eine gewisse Erleichterung machte sich in ihm breit. Wäre Mr. Haze nicht gewesen, hätten diese beiden ihn vermutlich aufgefressen oder in der Luft zerrissen.
Mr. Haze reichte ihm die Hand und hob ihn vom feuchtwarmen Erdboden auf. „Die beiden haben von mir die Aufgabe bekommen, jeden Eindringling fernzuhalten. Security Guards. Ihre Namen sind Chi und Cho.“
Jonah klopfte sich den Dreck von den Klamotten und schaute sich die beiden Kreaturen nun etwas genauer an. Sie erinnerten ihn an mystische Wesen aus dem asiatischen Raum, eine vermenschlichte Form eines Drachens, mit großer Schnauzen, spitzen Ohren und einer wallenden Mähne, die unter einer imposanten Krone hervorragte. Ihre mit unzähligen Ketten behangenen Hälse waren nun deutlich kürzer geworden und ruhten auf einer kleinen Steinmauer, die um einen flachen Brunnen errichtet worden war. Sie schienen keine Körper zu besitzen, sondern nur aus Hals und Kopf zu bestehen und in der niedrigen Mauer festzusitzen.
„C’mon, Dude. Setz dich kurz zu uns, wir sind ein bisschen am Dampfen. Take a deep breath. Jungs, ihr wisst, was zu tun ist.“ Mr. Haze saß plötzlich zwischen den beiden Köpfen auf dem Steinboden vor dem flachen Pool. Jonah hatte gar nicht bemerkt, dass er an ihm vorbeigelaufen war. Er setzte sich ihm gegenüber und spürte die kalten Steine an seinen Handflächen, als er sich abstützte.
Mr. Haze erhob seine beiden Arme, in jeder Hand hielt er eine Bong mit einem eigenartigen Metallaufsatz anstatt eines normalen Glasköpfchens. Er ließ sie zweimal gegeneinander klicken und langsam dämmte sich das Licht und wurde noch farbintensiver. Musik erklang aus der Ferne und untermalte die Szenerie mit einer gewissen Mystik.
Plötzlich begannen Mr. Hazes Arme zu zittern und zu zucken. Mit einem lauten Knacken spaltete sich der eine, dann der andere Arm der Länge nach entzwei. Und nur wenige Sekunden später waren beide Bruchstellen zu einem komplett neuen Arm verwachsen. In seinen zwei neuen Händen hielt er eine weitere Bong mit einem ähnlichen Aufsatz und einen Bunsenbrenner, wie man ihn in der Küche zum Flambieren benutzte. Ebendiese beiden Hände schnellten auf Jonah zu und machten kurz vor seinem Gesicht halt.
„Try one of these dabs, so yummy!“ hörte er Mr. Haze von der anderen Seite herrufen. Unterdessen machte sich die Hand mit dem Bunsenbrenner daran, den Metallaufsatz auf der kleinen Bong zu erhitzen.
Die blaue Gasflamme züngelte um den Aufsatz herum und er wandelte allmählich seine Farbe von dunklem Eisengrau zu einem glühenden Rot. Er musste wohl bereits mehrere hundert Grad heiß sein.
Plötzlich erschien eine weitere Hand von der anderen Seite des Pools, zwischen den Fingern hielt sie einen kugelschreibergroßen Metallstab, an dessen Ende eine zähflüssige gelbliche Substanz klebte. Es sah aus wie eine Portion Honig. Doch Jonah war sich mehr als sicher, dass es sich dabei nicht um Honig handeln konnte. Er beäugte die vor ihm schwebenden Gegenstände skeptisch.
„C’mon, sonst kühlt der Nagel aus. You know Dabbing, don’t cha?“ Jonah schüttelte den Kopf.
Mr. Haze Amaze lachte laut auf und die Arme, die vor Jonah schwebten wackelten auf und ab. „Okay okay, no problem, Dude. Darüber reden wir ein andermal. Just follow my instructions. Ich erhitze das Metallteil, du hängst dich an die Bong und ziehst einfach dran. Dann werde ich den Dab dabben, du inhalierst das Zeug and that’s it. It will be fun, trust me.“
Wieder kreiste der Bunsenbrenner um den kleinen Metallkopf auf der Bong vor ihm, solange bis er zu glühen begann. „Now we wait ten seconds, der Nagel ist sonst noch zu heiß.“ Hörte er Mr. Haze sagen, als der Bunsenbrenner erlosch. „Three, two, one. Okay now go for it. Zieh, zieh, zieh!“ Jonah setze seinen Mund an die Glasöffnung und sog die Luft hindurch.
Schließlich bewegte sich die dritte Hand und ließ die honigartige Substanz auf den Metallkopf gleiten. Mit einem zischenden Geräusch verdampfte sie binnen weniger Augenblicke und rauschte in Form eines dichten weißen Rauchs durch die Bong hindurch direkt in Jonah Lungen.
Dieser saß mit weit aufgerissenen Augen da, löste seinen Mund von der Bong und ließ den Rauch langsam aus seiner Lunge entweichen. Er bildete eine schneeweiße Wolke, die über seinem Kopf immer größer wurde. Es hatte ihm die Sprache verschlagen: Der Rauch war sehr geschmacksintensiv und die Wirkung schien augenblicklich einzusetzen. Er fühlte sich bereits jetzt wie auf Wolke 7 und konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen.
Dann plötzlich entstand in seiner Lunge ein unglaublicher Druck und ein heftiges Kratzen. Er hustete laut und ausgiebig. Von der anderen Seite des Pools her konnte er seine drei Beisitzer lauthals lachen hören. Sie machten sich darüber lustig und veralberten ihn, da er sich scheinbar wie ein Anfänger verhalten hatte.
„HAHAHA, Dude, hilarious! Du hättest nicht ganz so heftig daran ziehen und den Rauch gleich raus pusten müssen. Sonst endet man mit solchen Hustenkrämpfen. Should have told you, hahaha.“ Mr. Haze schien sich am meisten über Jonahs Anfängerfehler zu amüsieren, doch ihm war das egal. Sein Hirn driftete gerade in völlig anderen Atmosphären.
Etwas verschwommen nahm er seine Umwelt wahr. Alles um ihn herum war nebelig geworden. Die Drachenköpfe, Chi und Cho, waren kaum noch zu erkennen. Schließlich ruhten seine Augen auf dem Shiva-ähnlichen Mr. Haze. Seine mittlerweile unzähligen Hände schwangen unterschiedlichste Rauchutensilien durch die Luft, während zwei von ihnen vor seiner Brust einen Joint drehten.
„Well, boy, now that you are finally here, können wir endlich mit der Tour beginnen. Schließlich habe ich dich nicht umsonst hierher gebracht.“ Mr. Hazes Arme rauschten mit knackenden und krachenden Geräuschen wieder zu ihrer Ursprungsform zusammen. Er dehnte und streckte sich, dann lehnte er sich zurück und funkelte Jonah mit seinen roten Augen an.
„Tell me, boy, what do you feel?“ zischelte er durch den Nebel. Jonah war noch immer neben der Spur und antwortete das erstbeste, was ihm in den Sinn kam. „Ich fühle mich feucht. Meine Klamotten triefen förmlich.“ Mr. Haze lachte laut auf: „Yeah boy, aber warum ist das so?“
Jonah dachte nach, wobei ihm seine Gedanken immer wieder entglitten, doch schließlich antwortete er: „Luftfeuchtigkeit?“
Mr. Haze klatschte in die Hände. „Bravo, bravo. Ganz richtig, alles um dich herum hier ist Wasserdampf. Ein feiner Nebel aus winzig kleinen Wasserpartikeln, floating through the air.“
„Yeah man, Wasserdampf ist voll unser Ding, yeah.“ „Ja man, ich so wusch und du so waaah! Wir haben’s echt drauf, man.“ Die Stimmen von Chi und Cho klangen etwas gedämpft, als wären ihre Lungen gefüllt mit Rauch – was sie vermutlich auch waren.
Mr. Haze verdrehte seine Augen und zerpflügte das Nebelmeer mit einer mächtigen Handgeste. Der feine Dunst rauschte schnell in alle Richtungen davon, als hätte ein gigantischer Flügelschlag sie vertrieben. Als alles verflogen war, stand Mr. Haze auf und legte seine Hände auf jeweils einen der Köpfe. „Im Grunde haben sie recht, but the language ...jesus. Also Cho ist für das Wasser zuständig, Chi für die Hitze. Sie erzeugen die Luftfeuchtigkeit, die wir in unserer Anlage hier brauchen.“
Jonah sah ihn verwundert an. „Eine Anlage?“ Rätselnd schaute er sich um, doch er konnte nichts Derartiges entdecken. Mr. Haze grinste ihn an, dann machte er eine weitere Handbewegung hinter sich und eine lange steinerne Treppe wurde sichtbar. Sie verlief in einem dichten Wald aus dicken Lianen und Baumreben. Sie liefen allesamt wie eine Art Dach ab einem bestimmten Punkt zusammen. Am Ende der Treppe war eine massive hölzerne Tür zu erkennen. Scheinbar war es das, was Mr. Haze mit der Anlage gemeint hatte.
„C’mon dude, let’s go. Lauf einfach durch das Wasser, es ist nicht tief.“ Jonah zog sich instinktiv seine Schuhe aus, stand auf und bewegte sich etwas wackelig auf die sich vor ihm spiegelnde Wasserfläche zu. Vorsichtig setzte er einen Fuß in das Becken und spürte, wie warm das Wasser war. Es war beinahe schon heiß. Gerade als er die Mitte des Beckens erreicht hatte, spürte er die Wärme am meisten.
Das Wasser fühlte sich so gut an, dass er sich nur sehr langsam auf die andere Seite zubewegte. Dort angekommen, wurde er ungeduldig von seinem Begleiter aus dem Wasser gezogen. Sie liefen gemeinsam die steinerne Treppe hinauf, hin zu dem großen hölzernen Tor.
„What do you think, wann braucht eine Pflanze eine besonders hohe Luftfeuchtigkeit?“ Jonah zuckte mit den Schultern. „Na ich denke mal so gut wie immer, oder?“
„Mööööööp!“ Mr. Haze schlug ihn mit der flachen Hand auf die Stirn. „Wrong, my dude. Die hohe Luftfeuchtigkeit brauchen sie nur in der Keimlings- und Wachstumsphase. Wenn du eine hohe Luftfeuchtigkeit während der Blüte hast, verschimmelt das doch alles. Doch die höchste Luftfeuchtigkeit brauchen Stecklinge.“
Mit diesen Worten öffnete er die großen Torflügel und ein angenehm warmes Licht strahlte ihnen entgegen. "Welcome to my Kindergarten", sagte Mr. Haze Amaze, während er mit weit ausgebreiteten Armen über den Pfad schlenderte. Vor ihnen erstreckte sich eine gewaltige Grünanlage, durchzogen von mehreren Wasserläufen, kleinen Aquädukten und mehreren Glaspavillons. Ganz in ihrer Nähe stand einer dieser großen Pavillons. Seine Scheiben waren von innen beschlagen und man konnte nicht sehen, was sich darin verbarg. Doch Jonah sollte es gleich erfahren, denn Mr. Haze war wieder einmal nach vorn geprescht und wartete am Pavillon, wie ein ungeduldiges Kind. Neben dem Pavillon stand eine gläserne Kabine. Sie erinnerte Jonah an eine Telefonzelle.
Mr. Haze öffnete die Tür der engen Kabine und machte eine einladende Geste. „Einmal bitte einsteigen. It’s just for plant safety.“ Jonah blieb skeptisch vor der Tür stehen und schaute in die Kabine hinein. Er wusste zwar, dass Mr. Haze ihm bisher noch nie etwas Schlimmes angetan hatte, dennoch wirkte dieser Glaskasten mit Duschkopf sehr ominös.
Mit einem Schubser beförderte Mr. Haze ihn hinein, schloss die Tür und drückte auf einen Knopf auf der Außenseite des Glaskastens. Mit einem rauschenden Geräusch schoss ein feuchter weißer Dunst aus dem Duschkopf und füllte innerhalb weniger Sekunden die gesamte Kabine.
„Don’t breath in, boy.“ Hörte er Mr. Haze hämisch von draußen rufen.
Wenige Sekunden später versiegte der Dampfstrom und Mr. Haze öffnete die Tür. Keuchend stürzte Jonah heraus. „Scheiße man, was sollte das denn?!“
Mr. Haze kicherte. „Don’t be such a pussy. Ich hab dich nur einmal gründlich desinfiziert. In den einzelnen Räumen muss man sehr auf Keimfreiheit achten.“
Jonah schaute ihn mit einem finsteren Blick an. „Eine Vorwarnung wäre wie immer nett gewesen“, maulte er. Mr. Haze lachte gehässig. „Aber dann macht es doch viel weniger Spaß.“ Lachend legte er eine Hand an den Türgriff des Pavillons.
Sie betraten den Raum und eine feuchte Wärme strömte ihnen entgegen. Über ihnen thronte eine gläserne Kuppel, gestützt durch Metallpfeilern, welche die Konstruktion in der Luft behielten. Vor ihnen erstreckte sich eine enorme Anzahl an Töpfen, in denen ebenso viele kleine Cannabispflanzen wuchsen. Sie alle waren akkurat angeordnet und von klein nach groß sortiert. In der Mitte des Raumes stand ein riesiger Cannabisbaum, der bis an die gläserne Decke reichte. Er sah jedoch recht kahl geschlagen aus und wirkte nicht so, als könne er noch einmal erblühen.
„Welcome to the Cutting Room.“ Mr. Haze Amaze lief mit weit ausgebreiteten Armen vor Jonah her, tiefer hinein in den nebeligen Raum. Jonah verstand nun auch, worauf Mr. Haze anspielte, als er über hohe Luftfeuchtigkeit gesprochen hatte: Das Wasser lief ihm von der Stirn und es bildeten sich bereits erste Tropfen an seinen Arm- und Beinhaaren.
„Like I said, Stecklinge brauchen eine hohe Luftfeuchtigkeit. Do you know why?“
Jonah zuckte wieder nur mit den Schultern, er hatte keinen blassen Schimmer. Mr. Haze schüttelte entmutigt den Kopf. Dann bückte er sich und deutete auf eine der kleinsten Cannabispflanzen aus ihrem Behältnis heraus.
„Look. Dieser Steckling ist noch sehr frisch.“ Mit diesen Worten zog er die zierliche Pflanze aus ihrem Substrat. „Was fällt dir auf? Was ist hier anders, als bei einem Keimling?“
Jonah überlegte, doch dann fiel ihm das Offensichtlichste direkt ins Auge. „Na, sie haben keine Wurzeln.“ Und kaum hatte er diesen Satz ausgesprochen, war der Stein ins Rollen gekommen.
„Aha. Weil sie keine Wurzeln haben, müssen sie das nötige Wasser zum Wachsen aus der Luft ziehen. Und das geht natürlich nur, wenn genug Feuchtigkeit in der Luft schwebt.“
Mr. Haze applaudierte. „Mmmh not quite right. Pflanzen schwitzen ihr Wasser aus, wenn es trocken ist. Das bedeutet wiederum, dass eine Pflanze in einer feuchten Umgebung weniger Wasser abgibt. Und genau dieses nicht abgegebene Wasser können die Stecklinge für ihr Wachstum nutzen. But now let’s have a closer look.“ Er stellte die kleine Pflanze wieder zurück in ihr Behältnis und legte die Hände an sein großes Maul. „CHI! CHO! Back to work!“
Ein lautes Grölen war aus der Ferne zu vernehmen und nur wenige Minuten später merkte man deutlich, wie die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit anstiegen. Direkt zwischen den Behältnissen strömte sichtbarer Wasserdampf heraus und verteilte sich um sie herum.
Mr. Haze klatschte zweimal laut in die Hände und der Strom versiegte. „Und das Tolle ist, durch dieses schöne Gewächshaus geht die Luftfeuchtigkeit auch nicht nach draußen.“ Jonah runzelte die Stirn. „Aber wird dann nicht alles hier drinnen anfangen zu schimmeln?“, fragte er skeptisch.
Mr. Haze nickte. „That’s right, my boy. Und aus diesem Grund müssen wir hier drinnen auch für Luftverwirbelung sorgen.“ Er presste seine Zähne zusammen und pfiff durch seine Zahnlücken. Ein Gezwitscher erklang und hallte durch den Raum. Dann wurde es wieder still. Doch schon kurze Zeit später hörte man das Getrappel winziger Krallen und lautes hektisches Zwitscher aus der Richtung, in welcher der große Cannabisbaum stand.
Eine Schar aus kleinen etwa faustgroßen braunen Vögeln kam flatternd und piepsend auf die beiden zugelaufen. Sie verteilten sich überall zwischen den kleinen Pflanzen, zogen sie vorsichtig mit ihren Schnäbeln aus den Behältern und trugen sie jeweils eine Reihe weiter nach hinten. Diese Stecklinge hatten bereits Wurzeln gebildet.
Eine andere Gruppe Vögel flog an den Stecklingen auf und ab. Sie schnitten Teile der Blätter mit ihren dünnen Schnäbeln ab, während andere darunter die Schnittreste auffingen und wegbrachten. Dabei fiel Jonah auf, dass eine ganze Menge der größeren Pflanzen zur Hälfte abgeschnittene Blätter hatte. Es herrschte ein reges Treiben, dass Jonah einen Luftzug durch den Pavillon wehen spürte. Die schiere Menge und Bewegung der kleinen Vögel reichte aus, um die Luft zu zirkulieren und somit die Feuchtigkeit wieder im gesamten Raum zu verteilen.
"Kann es sein, dass deine Vögelchen die Pflanzen kaputt schneiden? Da sind ja lauter halbe Blätter und sie zwacken auch bei den anderen welche ab." Mr. Haze winkte ab. "Ach papperlapapp. Die Stecklinge haben oft nicht genug Kraft, um die großen Blätter zu versorgen. Wenn man sie zur Hälfte abschneidet, benötigen sie weniger Energie und regen das Wachstum an. Sie werden sehr schnell neue Blätter bilden, die ihrer Größe entsprechen."
Einige der kleinen Vögel machten sich an dem großen Baum zu schaffen. Sie schnitten einzelne Triebe ab und flogen damit im Schnabel zu einer steinernen Vogeltränke, die in der Nähe des großen Baumes aufgestellt war. Sie tauchten die Schnittstelle der Stecklinge hinein und flatterten zu einem der leeren Behälter, um sie dort einzusetzen.
Als Jonah neben der Tränke stand, schaute er skeptisch auf die zähflüssige Substanz, die das Becken füllte. Sie hatte eine eigenartige Farbe und einen noch merkwürdigeren Geruch. Als die Vögel die Enden der abgeschnittenen Triebe hineinsteckten, blieb einiges der geleeartigen Flüssigkeit daran hängen.
„Don’t touch it! Sonst wachsen dir vielleicht noch ein paar zusätzliche Finger, hahaha.“ Mr. Haze trat neben ihn und deutete auf die Flüssigkeit in der Vogeltränke. „Obwohl ein paar zusätzliche Füße oder zumindest Zehen mehr Sinn ergeben würden.“ Grübelnd kratzte er sich am Kinn.
„Was genau ist das?“, fragte Jonah.
„Das, mein Freund, sind Wurzelhormone. Die kleinen Ladys hier brauchen sie, um schneller Wurzeln zu bilden: Bigger, better, stronger. Dieses hier ist eine Geheimrezeptur. Aber so viel darf ich verraten: Es besteht hauptsächlich aus Weidenwasser und Algenpulver.“ Er tippte mit einem Finger in die Flüssigkeit hinein und zog einen langen, glibberigen Faden heraus. „Sie würden es auch ohne dieses Zeug hier schaffen, aber das würde sehr viel länger dauern. Warum also geizig mit Hilfestellung sein?“ Mr. Haze lachte und klopfte Jonah auf die Schulter. „Außerdem kennst du mich. Ich bin die Ungeduld in Person. Apropos, komm schon, ich will dir ihre Mom vorstellen.“
Anmutig näherten sich Mr. Haze und Jonah dem großen Baum. Mr. Haze lies seine weißen Handschuhe behutsam über die Rinde gleiten. „Magnificent, isn’t it? Ein stetiger Kreislauf und alle Pflanzen werden gleich sein. Dieser Mutterbaum ist wirklich something really special.“
„Mutterbaum?“, fragte Jonah etwas verwirrt. Mr. Haze klopfte auf die Rinde des großen Cannabisbaumes. „Yes, a mother plant. Diese Pflanze wächst bereits seit einigen Jahren, doch sie wird niemals in die Blüte gehen. So produziert sie weiterhin Triebe, die meine kleinen Helfer abschneiden und mit ihnen neue Stecklinge erzeugen. And did you know, dass solche Stecklinge aufgrund ihrer Veranlagung alle gleich wachsen? Das ist der Tatsache geschuldet, dass sie alle von der gleichen Mutter stammen. Nach dem Motto: Show me, what your mama gave you. Fascinating.“
Jetzt, da Mr. Haze es erwähnt hatte, fiel Jonah auf, dass die Pflanzen tatsächlich allesamt nahezu identisch groß und bewachsen waren. Dass es wirklich so einfach war, ein gleichmäßiges Wachstum und eine Dauerproduktion von neuen Pflanzen zu haben, war ihm nicht bewusst.
„Come on, let’s move to the next room. Wir haben noch zwei weitere zu erkunden.“ Mit diesen Worten sprang Mr. Haze voran zur Tür. Jonah folgte ihm, noch immer staunend über die einzigartige Anlage und ihre gefiederten Mitarbeiter.
Sie gingen wieder einige Meter durch die im Urwald gelegene Anzuchtanlage, bis sie am nächsten der Pavillons ankamen. Die Scheiben waren schwarz getönt und ließen kaum einen Lichtstrahl ins Innere dringen. Mr. Haze hielt sich einen Finger auf den Mund. „Silent now, they babies are asleep.“ Leise kichernd, öffnete er die Tür des Pavillons und sie traten hinein.
Drinnen war es stockdunkel und die Luft roch nach warmer Erde. Mr. Haze schnippte mit seinen Fingern. Eine grün leuchtende Kugel stieg in die Luft und schwebte um seinen Kopf herum. Das grüne Licht erhellte den Raum minimal, doch nun konnte Jonah erkennen, was sich um ihn herum befand.
Mehrere steinerne Hochbeete, die ihm bis zu den Knien reichten, bildeten ein großes Labyrinth, das kreisförmig um die Mitte des Pavillons errichtet war. Alle waren gefüllt mit dunkler, lockerer Erde und sahen aus wie beackerte Miniatur-Felder. An jedem der Beete war ein Schild angebracht.
„This is the Breeding Room. Unter dieser Erde verbergen sich unzählige exquisite Cannabissamen. Sie alle liegen kuschelig warm und in völliger Dunkelheit. Sie warten nur darauf all ihre Energie in ihre Geburt zu stecken.“ flüsterte Mr. Haze. „Unter den Beeten verläuft ein System aus Tunneln, durch das warme Luft geleitet wird. Wer braucht schon eine Heizmatte?“
Jonah betrachtete eines der Schilder aus der Nähe. Darauf war der Name eines Strains, seine Eigenschaften und das Datum der Einpflanzung geschrieben.
Mr. Haze kramte in seiner Jackentasche herum und brachte einen Samen zum Vorschein. Vorsichtig nahm er ihn zwischen seinen Daumen und Zeigefinger. Dann hielt er ihn Jonah vor die Nase.
„Can you tell me where is back and front? Dann erzähle ich dir noch ein kleines Geheimnis für eine optimale Keimung.“ Jonah schaute sich den Samen genauer an. Er hatte eine glatte, sandfarbene bis dunkelbraune, marmorierte Oberfläche und lief am Ende leicht spitz zusammen. Auf der anderen Seite war eine etwas abgeflachte Stelle zu erkennen. Sie erinnerte an die Stelle einer Frucht, an der sie gepflückt wurde.
„Ich würde mal sagen, die flache Stelle ist das hintere Ende, an dem der Samen von der Blüte getrennt wurde?“ Jonah zuckte mit den Schultern, denn er musste raten. Doch er schien richtig zu liegen, denn Mr. Haze nickte eifrig.
„Right you are. Und nun zum Geheimnis: Wenn man einen Samen einpflanzt, muss man immer im Kopf behalten, dass Mutter Natur sich dazu entschieden hat, die erste Keimwurzel aus der spitzen Seite heraus u-förmig wachsen zu lassen. Dreht man den Samen herum, wächst sie im Umkehrschluss wie ein kleines 'n'. Darum musst du den Samen immer mit der flachen Seite nach unten einsetzen. So kann die Keimwurzel aus der spitzen Seite heraus und dann nach unten ins Substrat wachsen.“
Jonah schaute ihn verwundert an. „Aber dann wächst die Pflanze doch nach unten. Ist das nicht kontra-produktiv?“
„Das könnte man meinen, but it’s not correct. Dadurch, dass der Keimling seine Wurzel in einem Bogen nach unten wachsen lässt, hat er einen festen Stand, um den Samen wie ein Katapult nach oben zu drücken – ab durch die Erdschicht.“
Mr. Haze packte die schwebende Kugel aus Licht und bewegte sie näher an eines der Beete heran. Einige Sekunden später konnte Jonah sehen, wie sich die Erde an einer Stelle zu regen begann. Langsam kam ein Samen zum Vorschein. Er drückte sich durch die Erdschicht und richtete sich allmählich auf. Dann spaltete er sich in zwei Hälften und ein paar blassgrüne Keimblätter wurden sichtbar. Sie trugen noch immer eine dünne Hülle, die sie Millimeter für Millimeter weiter auseinanderrissen.
Mr. Haze hatte sich in die Hocke begeben und schaute die kleine Pflanze verliebt an. „Finally, she sees the light of the world. Schon sehr bald geht’s für sie und einige andere raus ans Licht.“ Noch einen Moment sahen sie dem Keimling beim Wachsen zu, bis Mr. Haze wieder auf die Beine sprang. „Willst du auch sehen, wie die Samen entstehen?“
Jonah zuckte mit den Schultern, dann nickte er. „Klar, wieso nicht?“ Mr. Haze strahlte über sein grünes Gesicht und packte ihn an der Hand. „Alright, let’s go. Wir schauen uns mal den Harem an. Zutritt erst ab 18.“ Er kicherte wieder leise und sie gingen an den großen Beeten vorbei durch eine weitere Tür. Und eine weitere. Und dann noch eine. Die Türen schienen gar kein Ende zu nehmen. Doch schließlich öffnete Mr. Haze die letzte Tür.
Nun standen sie in einem schummrig beleuchteten Raum, in welchem sich ein grünes Meer aus blühenden Pflanzen erstreckte. Sie waren schätzungsweise in der 3-4 Woche der Blütephase. Jonah konnte das anhand der winzigen Blütenansätze und weißen Härchen erkennen. In der Mitte des Raumes stand wieder eine einzelne große Pflanze, doch sie sah anders aus, als die anderen baumartigen Pflanzen, die er bisher gesehen hatte. Diese hier trug statt Blüten kleine grüne Säckchen.
„Look at that manly man, with all his ladies. Das hier ist der Vater all unserer Samen im anderen Raum, eine männliche Cannabispflanze. Und schau dir mal seine Pollensäcke an, prall gefüllt und kurz vorm Platzen. Wir Männer sind doch irgendwie alle gleich.“ Mr. Haze lachte lauthals und packte sich in den Schritt.
Als er sah, wie Jonah den Baum und die Pollensäcke skeptisch musterte, führte er ihn näher heran. „Na, du weißt doch, es gibt männliche und weibliche Cannabispflanzen. Die Männchen produzieren Pollen und bestäuben die Weibchen. Diese erzeugen dann Samen in ihren Blüten. Das ist auch der Grund, weshalb ich ihn hier hinter zig Türen abschotten muss. Würden seine Pollen in eine der anderen Hallen oder eines meiner Reiche gelangen, wäre die ganze Ernte dahin.“
Jonah erinnerte sich. Es war genau dieser Grund, weshalb man bei der Wahl der Samen stets darauf achten musste, feminisierte, also durchgängig weibliche Pflanzen hervorbringende Samen, zu säen. Eine einzige männliche Pflanze ist in der Lage ein ganzes Cannabisfeld zu bestäuben und die Pflanzen somit Samen anstatt saftige Blüten bilden zu lassen.
Mr. Haze schlug gegen die Rinde der Pflanze und eine riesige Wolke aus gelben Pollenstaub bildete sich in der Luft und rieselte langsam auf sie und die Pflanzen herab.
„Das wird jetzt noch einige Wochen dauern und dann haben wir hier einen neuen gigantischen Vorrat an Samen. Eine Pflanze allein kann bei Durchschnittsgröße mehrere tausend Seeds abwerfen. Fantastic isn’t it? Always enough seeds for me.“
Unangekündigt schnappte er sich Jonah und zog ihn durch den Raum, durch all die Türen und wieder hinaus ins Frei. „Come on, come on, we don’t got much time left.“
Das Licht war bereits etwas schwächer geworden und die Anlage leuchtete in einem dunklen Orange. Gemütlich ließen sie sich auf einer Steinbank nahe dem Pavillon nieder.
„Eines solltest du bei der Keimung und den ersten Wochen deiner Pflanzen stets im Kopf behalten: Egal, wie du sie zum Wachsen bringst, bringe sie in eine geschützte Umgebung, wie diese Pavillons. Die Kleinen sind in ihrer Aufzuchtphase am schwächsten und verletzlichsten. Eine sichere, gut durchlüftete und gut temperierte Umgebung sind das A und O. Oder was meinst du, warum in diesem Palmengarten, in dem du sitzt, alles so prächtig gedeiht?“
Jonah erinnerte sich wieder. Er war mit Eve im Palmengarten gewesen, bevor er Mr. Haze getroffen hatte. War er dort etwa eingeschlafen?
„And now it’s your turn. Zeig mir, was du gelernt hast.“ Mr. Haze hatte einen Cannabissamen aus seiner Jacketttasche geholt und legte ihn in Jonahs Hand. „Show me, what you can.“ Mr. Haze klopfte ihm auf die Schulter und lachte. Dann zauberte er wie aus dem Nichts einen Joint hervor, steckte ihn sich in sein breites Grinsen und nahm einen tiefen Zug. Er atmete eine gewaltige schneeweiße Wolke direkt in Jonahs Gesicht.
Jonah hustete und konnte nichts mehr erkennen, als plötzlich die grüne Fratze direkt vor ihm auftauchte und ihn schelmisch anzwinkerte. Dann schnellte ein weißer Handschuh durch die dichte weiße Rauchwand und zischte mit einem lauten Klatschen über Jonahs Wange. „Wake up, buddy!“
Jonah schreckte auf. Mit einem Mal war Jonah wieder im Palmengarten. Eve saß neben ihm auf der Bank und tätschelte seine Schulter. „Du bist ja wirklich richtig eingeschlafen. Süß.“
Sie stand auf und reichte ihm die Hand. „Komm, wir wollen weiter, die machen sonst bald zu.“
Jonah lächelte verlegen. Als er aufstehen wollte, bemerkte er, dass er seine rechte Hand zur Faust geballt hatte. Er öffnete sie und entdeckte ein zusammengerolltes Cannabisblatt in seiner Handfläche. Wie eine Blüte entfaltete es sich und zum Vorschein kam ein Samen. Er war goldbraun, leicht marmoriert, mit einigen schwarzen Punkten und er glänzte im dumpfen Licht des Palmenhauses.
Jonah betrachtete ihn einen Moment und schmunzelte. Er steckte ihn behutsam in seine Brusttasche. Zu Hause würde er ihn zum Keimen bringen und daraus eine gesunde Pflanze heranzüchten.
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